Unsere Veranstaltungsreihe „Rassismus bei Inobhutnahmen durch das Jugendamt“, die wir zusammen mit ReachOut Berlin, KOP Berlin, Space2groW und Urrm Karlsruhe initiiert und organisiert haben, war ein großer Erfolg: Wir konnten erneut Aufmerksamkeit und Öffentlichkeit für das Thema herstellen, Vernetzungen und Bündnisse anstoßen und betroffene Mütter* und ihre Familien in ihrem Gefühl bestärken: Der Rassismus, den sie von Jugendamt-Strukturen und/oder Mitarbeiter*innen zu spüren bekommen, ist keine individuelle Erfahrung, sondern hat System!
Damit sind BIPoC, migrantische und geflüchtete Mütter* - viele davon alleinerziehend - bei Inobhutnahmen ihrer Kinder nicht nur von institutioneller staatlicher Gewalt, sondern auch von rassistischer Gewalt betroffen. Auf unserer zweitägigen Veranstaltungsreihe haben wir Input-Vorträge von Lea Ulmer (politische Aktivistin, Forschende zu institutionellem Rassismus und Kindesentzug in Dtl., Unterstützerin von United Refugees Rights Movement e.V.) und Biplab Basu (Co-Gründer KOP Berlin, Berater ReachOut Berlin, Aktivist) eine eingehende Analyse dazu erhalten, wie das Jugendamt institutionellen Rassismus ausübt und wie dieser für die betroffenen Mütter*, Familien, Kinder wirkt. Auch die Paneldiskussion mit Raana Ghazanfarpour (Alia/Frieda-Frauenzentrum), Marie Melior (Rechtsanwältin), Cintia Ferreira (Space2groW), und Biplab Basu (ReachOut Berlin, KOP Berlin), moderiert von Edwin F. Greve zeigte klar: In unzähligen Fällen wird aufgrund rassistischer Fehleinschätzungen gehandelt (Kritik an Essen, Sprache, kulturellen Praktiken/Umgang mit Kindern, …), alleinerziehende BIPoC Mütter vor Gericht diskriminiert, diffamiert und psychisch unter Druck gesetzt und das Umgangsrecht gewalttätiger Väter und Ex-Partner gegenüber dem Opferschutz priorisiert. Am darauffolgenden Workshops lag der Fokus dann auf betroffenen Müttern* und Familien. Mit Unterstützung von Space2groW, Vertreter*innen von United Refugees Rights Movement Karlsruhe und International Women Space wurde den Betroffenen Raum für ihre Geschichten gegeben und ihnen Anleitung für Handlungsstrategien, Empowerment und Selbstorganisation an die Hand gegeben. Insgesamt fehlt es in der öffentlichen gesellschaftlichen Wahrnehmung sowie in den Institutionen (Jugendamt, Gerichte) selbst an Sensibilisierung für das Thema und an einer ernsthaften Auseinandersetzung mit den eigenen rassistischen Strukturen. Dies verstärkt die Gewalt und die Ohnmacht der Betroffenen weiter! Langfristig hoffen wir verstärkt Öffentlichkeit für das Thema rassistische institutioneller Gewalt in der Jugendhilfe zu schaffen und die Problematik auf die politische Agenda zu bringen. Rassistische Gewalt muss stigmatisiert werden, nicht aber rassifizierte Familien! Außerdem braucht es Netzwerke der Selbstorganisation, Widerstandsstrategien und Bündnisse. Tretet gern mit uns in Kontakt, wenn ihr mit Anlauf- oder Beratungsstellen unterstützen könnt. Vielen Dank an alle Mitwirkenden und Unterstützenden sowie alle Menschen, die unsere Veranstaltung besucht und diesem wichtigen Thema Aufmerksamkeit geschenkt haben!
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